Gold steigt nicht im Wert

Gold steigt nicht im Wert

30.07.2024

Wie „schwer“ ist eigentlich Sicherheit und damit Unabhängigkeit? Diese Frage will ich in den nächsten Zeilen etwas genauer betrachten. Doch dazu erst einmal Fakten: wichtigste Maßeinheit für Gold ist die Feinunze, oz. abgekürzt. Im englischsprachigen Raum wird sie häufig auch als Troy-Unze bezeichnet und dementsprechend mit oz.tr. abgekürzt. Der Goldpreis und die Goldmenge bestimmen den Metallwert, den ein Gold enthaltendes Handelsobjekt (Schmuck, Goldbarren, Goldmünzen oder Kunstgegenstände) besitzt.

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Das Gewicht einer Feinunze Gold beläuft sich auf 31,1034768 Gramm. Durch die globalen Auswirkungen von Angebot und Nachfrage entsteht der Preis an Rohstoffbörsen und wird in US-Dollar notiert. Der Goldpreis wird beeinflusst von verschiedenen Faktoren, wie dem Dollarkurs, den Zinssätzen, dem Ölpreis sowie den Preisen anderer Edelmetalle. Gewichtet werden die Goldmünzen bzw. Goldbarren in Feinunzen oder in Gramm. Goldmünzen werden hauptsächlich in Unzen und Goldbarren in Gramm gemessen.

Bereits in der Antike um 550 v. Chr. wurden die ersten Goldmünzen mit einheitlicher Größe, Wert und einem Prägestempel versehen. Damals wurde das Gold als klassisches Zahlungsmittel verwendet. Im Mittelalter verlor Gold die Bedeutung als Zahlungsmittel. Im Spätmittelalter wurden die Goldvorkommen immer knapper und der Wert stieg an. Erst durch die Entdeckung Amerikas wurden zwischen 1495 und 1850 schätzungsweise 4.700 Tonnen Gold von da nach Europa verschifft.

Ab dem späten 18. Jahrhundert wurden Doppelwährungen eingeführt. Ein Nebeneinander von Kurantmünzen aus Gold und Silber im Zahlungsverkehr war keine Seltenheit.  Kurantmünzen sind Münzen, deren Metallwert mindestens dem aufgeprägten Nennwert (Münznominal) entspricht. Da die Einheit an den Wert zweier Edelmetalle zugleich gebunden ist, wird damit deren Wechselverhältnis fixiert.

Als Bimetallismus bezeichnet man ein Währungssystem, das ein vertragsmäßiges und gesetzlich festgelegtes Wertverhältnis zwischen den verwendeten Münzmetallen sicherstellt. Parallel zu einer Bimetallwährung wurden dann Banknoten ausgegeben. Diese sind nicht durch den Materialwert gedeckt.

Mit Einführung des Goldstandards wurden die Bürger ab 1816 gezwungen, ihr Gold bei der Zentralbank gegen Bargeld einzutauschen. Die Goldparität sorgte für ein stabiles Umtauschverhältnis. Das Währungsregime des Goldstandards hatte sich weltweit um das Jahr 1870 durchgesetzt und war ab 1880 in den Industriestaaten das anerkannte System geworden. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Einlösungspflicht von Banknoten in Gold von vielen Staaten ausgesetzt, so dass der Goldstandard in den Jahren ab 1914 praktisch aufgehoben war.

Und hier kommt die entscheidende Stärke des Edelmetalls – es ist eine „Versicherung“. Mit Goldmünzen ließen sich Ende des Zweiten Weltkriegs eher als mit Papiergeld überlebenswichtige Dinge bezahlen.

Erstmals wurden Anfang 2024 mehr als 2.400 Dollar für eine Unze Gold bezahlt. Klar, gemessen in der US-Währung, hat sich der Wert damit gesteigert. Der Wert von Gold hat sich aber nicht verändert, sondern der Wert des US-Dollars ist gesunken. Hierzu eine anschauliche Überlegung: Der Preis für eine handgefertigte Toga war zur Zeit der Römer vor gut 2000 Jahren eine Unze Gold. Heute entspricht der Preis eines maßgeschneiderten Anzugs auch in etwa einer Unze Gold.

Gold steigt also nicht im Wert, es behält seinen Gegenwert. Die Illusion der Wertsteigerung kommt nur aus dem Wertverlust der Währung.

Im Jahr 1914 konnten mit 2.000 US-Dollar ca. 100 Unzen Gold gekauft werden, während die gleichen 2.000 US-Dollar heute nicht für eine ausreichend sind. Der Vergleich muss in US-Dollar erfolgen, weil dieser in dem betrachteten Zeitraum eine unveränderte Währung darstellt. In Deutschland gab es im selben Zeitraum mehrere Währungen. 1914 gab es die Mark, dann kurz die Rentenmark, anschließend die Reichsmark, ab 1948 die Deutsche Mark und seit 1999 den Euro.

Während der weltweite Goldbestand 1914 bei 39.100 Tonnen lag, waren es Ende 2023 bereits 212.600 Tonnen. Das entspricht aber lediglich einer Steigerung von 1,68 Prozent im Jahr. Im selben Zeitraum ist jedoch die Geldmenge an US-Dollar von 30 Milliarden auf 20.800 Milliarden gestiegen. Das entspricht einer jährlichen Steigerung in Höhe von 6,55 Prozent. Ein Grund ist, dass der Goldbestand im Wesentlichen nur durch neu geschürftes Gold erhöht wird. Die Geldmenge dagegen kann von jeder Regierung beliebig gedruckt und somit ausgeweitet werden.

Unter diesem Gesichtspunkt ist Gold keine Investition, die nach Renditegesichtspunkten beurteilt werden sollte. Es ist vielmehr eine Investition in Sicherheit. Wer heute Gold physisch besitzt, bekommt Unabhängigkeit. Gold kann jederzeit wieder zu einem adäquaten Gegenwert verkauft werden, und es benötigt für den Erhalt seines Wertes bis zu diesem Zeitpunkt keine Gegenpartei (Bank).

Aufgrund der individuellen Unterschiede und spezifischen Umstände jedes Anlegers ist es schwierig, eine pauschale Empfehlung für den optimalen Goldanteil in der Vermögensaufteilung zu geben.

Jüngere Menschen mit geringerem Vermögen benötigen möglicherweise weniger Gold in ihrem Portfolio, da sie mehr Zeit haben, Marktschwankungen auszusitzen und von langfristigem Wachstum zu profitieren. Ältere Menschen oder diejenigen, die bereits von ihrem Vermögen leben, könnten mehr Gold halten, um ihr Vermögen gegen Marktvolatilität und wirtschaftliche Unsicherheiten zu schützen. Zwischen diesen Extremen kommt es sehr wohl auf die individuelle Situation und die Einschätzung der wirtschaftlichen Zukunft und geopolitischer Unsicherheiten an.

Wenn wir hohe Inflation bei niedrigen Zinsen und kein Wirtschaftswachstum oder sogar eine Rezession erwarten, ist es gut, Gold zu besitzen. Ein solches Szenario ist jedoch nicht wünschenswert. Denn wenn es eintritt, wird die Geldentwertung alle Menschen hart treffen. Die Gewinne der Unternehmen und damit die Aktienkurse werden fallen, und es wird zu vielen Entlassungen kommen. Anleihen werden durch die Inflation an Wert verlieren. In diesem Fall wird Gold seine Stärke zeigen.

Zum Glück ist diese Konstellation nicht häufig. Regierungen und Notenbanken werden alles veranlassen, solche Phasen zu verhindern. Gelingt das nicht, werden sie wenigstens versuchen, die Dauer zu begrenzen. Wer jedoch mit einer solchen Phase rechnet, also die Wahrscheinlichkeit des Eintritts in der nahen Zukunft hoch einschätzt, sollte einen höheren Anteil seines Vermögens in Gold anlegen.

Wer sich dann entschieden hat, in Gold zu investieren, muss sich noch für die Art der Umsetzung entscheiden. Am einfachsten ist der Kauf von Exchange Traded Commodities (ETC). Das sind Schuldverschreibungen, mit denen Anleger die Edelmetalle nicht direkt besitzen. Gerade in Zeiten großer Krisen wird das aber nicht ausreichend sein.

Dann lohnt es sich, auf physisches Gold zu setzen. Nur dann spielt Gold seine Stärke als Versicherung wirklich aus. Allerdings ist das logistisch nicht ganz einfach. Aktuell wiegen 100.000,- € ca. 1,423 kg.

Je nach Höhe der gewünschten Investition bieten sich Barren mit verschiedenen Gewichten an. Um Flexibilität beim Verkauf zu haben, ist eine Stückelung in viele kleinere Stücke vorzuziehen. Interessant ist, dass einige Fonds die physische Lieferung anbieten. Das kann eine günstige Möglichkeit sein, physisches Gold zu kaufen.

Leider ist es mit dem Kauf noch nicht getan, weil das Gold anschließend gelagert oder auch transportiert werden muss. Ein wenig Gold kann einfach im Haus versteckt werden. Wer mehr Gold möchte, braucht dann außerdem einen Safe. Alternativ kann es in einem Zollfreilager untergebracht werden. Das kostet zwar deutlich mehr, durchaus bis zu 2 Prozent im Jahr, dafür gibt es keine Begrenzung der Menge. Außerdem ist das physische Gold wirklich dem Eigentümer zugeordnet. Am besten erfolgt die Lagerung im Ausland, damit der Staat selbst bei einer Änderung der Gesetze keinen Zugriff darauf hat.

Wer das für abwegig hält, sei an das Goldverbot in den USA aus dem Jahr 1933 erinnert. Ein Goldverbot klingt wie ein Alptraum. In der Geschichte gab es viele verschiedene Arten von Goldverboten, von Besitzbeschränkungen bis hin zur gewaltsamen Konfiszierung.

Aufgrund von hohen Schulden, globalen Krisen und Gesetzen, die es Regierungen ermöglichen, Vermögenswerte zu beschlagnahmen, machen sich manche Menschen Sorgen, dass es ein Goldverbot geben könnte.

Historisch gesehen wurde Gold nur dann beschlagnahmt, wenn es einen großen Anteil am Vermögen der Menschen ausmachte. Heutzutage kommt Gold auf nur etwa 1 Prozent des weltweiten Privatvermögens und ist auch kein offizielles Zahlungsmittel mehr.

Bei Geldmangel haben Regierungen heute vermutlich einfachere Wege, um an Vermögenswerte heranzukommen, zum Beispiel an Immobilien. Oder aber sie erhöhen Steuern, etwa auf große Vermögen. Daher halten wir das Risiko einer physischen Konfiszierung heutzutage für deutlich geringer als noch in der Vergangenheit.

Es bleibt aber die Erkenntnis: Selbst wenn Gold langfristig nicht im Wert steigt, den Werterhalt hat es bestimmt.

Lothar Petzold
Lothar Petzold

Lothar Petzold ist Gründer und Geschäftsführer der eliQa Gesellschaft für Mittelstandsförderung mbH.

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